Häufige Magen-Darm-Erkrankungen
Kurt Cobain, Grunge-Indie-Rock-Ikone aus Seattle, litt bis zu seinem Tod 1994 an furchtbaren Magenschmerzen. Kein Arzt fand die Ursache dafür. Der Nirvana-Sänger taufte sein Leiden „Cobain’s Disease“, zu Deutsch etwa Morbus Cobain und griff in seiner Not zu Heroin als Schmerzmittel. Ende bekannt. Suizid mit 27.
Magen-Darm-Beschwerden gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen weltweit und können viele Ursachen haben. Die meisten Menschen haben im Laufe ihres Lebens zumindest einmal mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen. Während akute Magen-Darm-Probleme oft von allein wieder verschwinden, können chronische Magen-Darm-Erkrankungen dauerhafte Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.
Eine Vielzahl von Faktoren kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen, darunter eine ungesunde Ernährung, Stress, Infektionen, allergische Reaktionen, genetische Veranlagung und Autoimmunerkrankungen. Die Symptome können von leichten Bauchschmerzen hin zu schwerem Durchfall, Blähungen, Erbrechen und Blutungen reichen.
In diesem Beitrag werden wir uns auf die akuten und chronischen Magen-Darm-Erkrankungen konzentrieren und einen Überblick über die verschiedenen Arten von Erkrankungen geben. Dabei wird es nicht nur um die Symptome gehen, sondern auch um die möglichen Ursachen, den Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten.
Akute Magen-Darm-Erkrankungen
Symptome, Ursachen, Krankheitsverläufe und Behandlungen
Akute Magen-Darm-Probleme können aufgrund ihrer breiten Ursachen und Symptome sehr unangenehm sein und die betroffenen Personen vorübergehend beeinträchtigen. Zu den häufigsten Ursachen zählen eine schlechte Ernährung, Infektionen, Lebensmittelvergiftungen oder Stress und Angstzustände.
Die Symptome akuter Magen-Darm-Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein und reichen von leichten Übelkeit- und Erbrechen-Attacken hin zu schwerem Durchfall, Bauchkrämpfen und Fieber. Häufig fühlen sich die Betroffenen schwach und müde und können aufgrund der Symptome kaum ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen.
In vielen Fällen klingen die Symptome von akuten Magen-Darm-Problemen von selbst wieder ab, jedoch können einige Symptome über längere Zeit andauern oder sogar schwerwiegende Komplikationen verursachen. Eine angemessene Hygiene und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung und Stressmanagement können dazu beitragen, das Risiko von akuten Magen-Darm-Problemen zu minimieren.
Appendizitis (Blinddarmentzündung)
Die Appendizitis, vulgo Blinddarmentzündung, ist eine der häufigsten akuten Erkrankungen des Bauchraums, die zwingend behandelt werden muss. Dabei ist der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) des Blinddarms entzündet. Der Appendix ist ein etwa zehn Zentimeter langes Anhängsel des Blinddarms (Zäkum oder Zökum) im rechten Unterbauch mit einem inneren Durchmesser von 1 bis 3 Millimeter.
Symptome
- Plötzlich einsetzende, zum Teil sehr starke Schmerzen primär im rechten Unterbauch, bei Schwangeren oft auch im Oberbauch
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit oder Erbrechen
- Verstopfung, manchmal auch Durchfall (Diarrhö)
- Fieber
Ursache
Unklar. Möglicherweise kommen eingedrungene Kotsteine (verhärteter Stuhl) oder Parasiten wie Würmer als Ursache infrage. Denkbar ist aber auch ein abgeknickter Wurmfortsatz oder ein Anschwellen des Appendix bei einer Abwehrreaktion des Körpers. Denn im Wurmfortsatz finden sich viele Immunzellen. Auch die Darmflora könnte eine Rolle spielen, weil im Anhängsel des Blinddarms viele für die Verdauung wichtige Mikroorganismen siedeln.
Verlauf und Behandlung
Unterschieden wird zwischen einem unkomplizierten und einem komplizierten Verlauf. Bei einer unkomplizierten Appendizitis (70 bis 80 % aller Fälle) kann die Entzündung von selbst wieder verschwinden. In der Regel wird der Wurmfortsatz allerdings operativ entfernt, um ein Fortschreiten der Infektion zu verhindern. Das geschieht in der Regel minimalinvasiv mit einer Laparoskopie oder Bauchspiegelung.
Eine bakteriell induzierte Appendizitis kann unter Umständen auch mit Antibiotika therapiert werden.
Bei einem komplizierten Verlauf der Blinddarmentzündung wird der Wurmfortsatz – nicht der Blinddarm – grundsätzlich amputiert.
Kommt es unbehandelt zu einem Blinddarmdurchbruch, besteht akute Lebensgefahr.
Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis)
Die infektiöse Gastroenteritis, besser bekannt als Magen-Darm-Grippe oder Magen-Darm-Virus, ist eine Schleimhautentzündung des Magens und des Dünndarms, seltener des Dickdarms.
In Deutschland erkranken jährlich ca. 65 Millionen Erwachsene an einer Gastroenteritis. Kinder bis zum dritten Lebensjahr haben sogar oft zwei- bis dreimal „Magen-Darm“ pro Jahr. Gleichzeitig dürfte „Magen-Darm“ einer der am häufigsten vorgeschobenen Gründe für Nichterscheinen aus Krankheitsgründen sein.
Symptome
- Erbrechen
- Übelkeit
- Starke Durchfälle (Diarrhö)
- Appetitlosigkeit
- Signifikantes Krankheitsgefühl
- Bauchschmerzen
- Erhöhte Temperatur oder Fieber
- Gliederschmerzen
- Hautausschlag
- Blut im Stuhl
Ursache
Eine Magen-Darm-Infektion kann verschiedene Ursachen haben. In den Wintermonaten ist die infektiöse Gastroenteritis oft Virus-induziert. Neben Rotaviren sind es besonders die Noroviren, die für etwa 50 Prozent der Gastroenteritis-Erkrankungen verantwortlich sind.
Das Norovirus wird von Mensch zu Mensch, über kontaminierte Gegenstände oder Lebensmittel sowie über Tröpfcheninfektion übertragen. Es ist um ein Vielfaches ansteckender als zum Beispiel alle bisher bekannten Corona-Mutanten, kann minutenlang bei Temperaturen von 60 Grad überleben und nur Desinfektionsmittel, bei denen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sie auch Noroviren abtöten, haben eine Chance gegen diesen resistenten Keim. Bakterien und Pilze kommen ebenfalls als Verursacher infrage.
Verlauf und Behandlung
Abhängig vom Erreger sind leichte bis schwere Verläufe möglich, die Beschwerden treten fast immer sehr plötzlich auf. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 4 und 48 Stunden. Die Symptome klingen meistens nach 12 bis 48 Stunden ohne weitere Behandlung wieder ab.
Sind die Beschwerden nach zwei Tagen noch nicht abgeklungen, sollte ein Arzt hinzugezogen werden, um den bei einer Gastroenteritis typischen Verlust von Flüssigkeit, Nährstoffen und Elektrolyten auszugleichen. Das kann mittels eines in Apotheken frei erhältlichen Elektrolytpulvers geschehen, bei schwereren Fällen können aber Infusionen im Krankenhaus notwendig werden.
Handelt es sich um gefährliche Erreger wie Salmonellen, Shigellen oder Escherichia coli (E-coli), muss unter Umständen zusätzlich eine Antibiotika-Therapie verabreicht werden.
Beschwerdelindernd wirkt leichte Kost wie Zwieback, Suppen, Bananen, Möhren und Haferflocken.
Vergrößerte Hämorriden (Hämorridalleiden) durch Magen-Darm-Probleme
Hämorriden (früher: Hämorrhoiden) sind eine praktische Sache. Sie liegen wie ein kleiner Schwimmring vor dem rektalen Schließmuskel und sorgen in Zusammenarbeit mit dem Analsphinkterapparat (innerer und äußerer Schließmuskel) dafür, dass kein Kot und nicht einmal Durchfall ungewollt ins Freie gelangt. Ihr Job ist also die Feinkontinenz. Ist der passende Ort für den Stuhlgang gefunden und der Schließmuskel entspannt sich, fließt das Blut aus dem ringförmigen Hämorridalgewebe (früher: Hämorrhoidalgewebe) und der Weg ist frei.
Symptome
- Juckreiz
- Brennen und Nässen
- Druck- oder Fremdkörpergefühl
- Schmerzen oder starke Schmerzen, nicht nur beim Stuhlgang
- Hellrote Blutspuren auf dem Toilettenpapier
Ursache
Der häufigste Grund für vergrößerte Hämorriden ist eine ballaststoffarme Ernährung. Die führt wiederum zu Problemen beim Stuhlgang. Wenn dann hart und lange gepresst wird, können die Hämorriden erschlaffen. Auch Schwangerschaften und Geburten können zu einer zeitweisen Vergrößerung der Hämorriden führen.
Weitere mögliche Ursachen für ein Hämorridalleiden:
- Mangelnde Bewegung
- Sitzende Tätigkeit
- Übermäßiger Alkoholkonsum (Alkohol-Abusus)
- Übergewicht (Adipositas)
- Bindegewebsschwäche
- Schweres Heben
- Chronischer Husten
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Verlauf und Behandlung
„Behandlungsbedarf besteht nur, wenn sie vergrößert sind, absinken oder nach außen heraustreten und Symptome verursachen“, sagt Prof. Dr. med. Klaus Matzel, Leiter der Sektion Koloproktologie der Universität Erlangen. „Dann spricht man vom Krankheitsbild des Hämorridalleidens und landläufig eben von Hämorriden.“
Die mit der Zeit außer Form geratenen Hämorridalgefäße lassen das Blut nicht mehr richtig abfließen, es kommt zu knotenförmigen Absackungen. Der medizinische Fachbereich Proktologie unterteilt die krankhaft vergrößerten Anal-Schwellkörper in vier Stadien. Sie reichen von vergrößerten, aber noch innen liegenden Hämorriden bis zu denen, die aus dem Anus heraustreten, sich nicht zurückschieben lassen und inkontinent machen.
Einfache Hämorriden-Vorfälle können konservativ mit Zäpfchen oder Salben behandelt werden. Etwas hartnäckigere Schwellkörper lassen sich ambulant veröden. Proktologen sprechen von einer Sklerosierung. Schwerere Hämorridalleiden können auch mit einem Gummiring verödet (Ligatur) oder operativ entfernt werden.
Magen-Darm: Eingeweidebrüche (Hernien)
Mit 350.000 Operationen pro Jahr gehören Hernien oder Risse in der Bauchwand (inkl. Leistenbrüche) zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. Etwa vier Prozent der Deutschen sind einmal in ihrem Leben betroffen.
Symptome
- Einfache Eingeweidebrüche können völlig symptomlos sein
- Kleine Beulen im Bauch, die sich ertasten und zurückdrücken lassen
- Ziehendes Gefühl beim Sport oder bei schwerem Heben
- Starke Schmerzen, zum Beispiel wenn Eingeweide in der Bauchwand eingeklemmt sind
Ursache
Größter Risikofaktor ist eine angeborene oder altersbedingte Bindegewebsschwäche. Aber auch Übergewicht oder eine Schwangerschaft können zu Hernien führen. Überdies kann alles, was den Bauchinnendruck stark erhöht, als Ursache infrage kommen: Sport, Asthma, chronischer Husten etc.
Verlauf und Behandlung
Hernien können grundsätzlich nicht allein ausheilen, die Risse werden im Laufe der Zeit tendenziell größer. Die Dringlichkeit einer zumeist minimalinvasiven Operation hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
- Enge oder weite Bruchlücke
- Größe des Bruchs
- Durch die Hernie verursachte Beschwerden
- Risiko einer Einklemmung
Weite und ungefährliche Brüche können Wochen, Monate oder auch erst Jahre später behandelt, müssen aber medizinisch beobachtet werden. In der Fachsprache heißt das: Watchful Waiting.
Bei engeren Brüchen besteht die Gefahr einer Einklemmung, die schnell nekrotische, also unumkehrbare Gewebeschäden verursachen kann. Eingeklemmte Brüche sind Notfälle und sollten innerhalb von zwei Stunden operiert werden.
Okkultes Blut im Stuhl: Hinweis auf Magen-Darm-Erkrankung
Wird Blut im Stuhl festgestellt, sollte immer ein Arzt konsultiert werden. Nicht, weil okkultes Blut gleichbedeutend mit Magen- oder Darmkrebs ist, sondern weil es auch auf entzündliche (inflammatorische) Erkrankungen hinweisen kann.
Symptome
Rotes Blut (Hämatochezie) oder schwarzes Blut (Teerstuhl, Meläna) im Stuhl
Ursache
Rotes Blut deutet auf eine Quelle im mittleren und unteren Darmtrakt, vom Dünndarm bis zu den Hämorriden hin. Schwarzes Blut hat seinen Ursprung in der Regel zwischen Speiseröhre und Zwölffingerdarm. Mögliche Ursachen:
- Magen-Darm-Geschwür
- Chronisches Sodbrennen
- Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
- Schleimhautschäden durch Medikamente (ASS, Diclofenac)
- Starkes Erbrechen
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Darmpolypen
- Ausstülpungen der Darmwand (Divertikulose)
- Entzündete Divertikel (Divertikulitis)
- Infektionen
- Gefäßverschluss im Darm (Mesenterialinfarkt)
- Hämorriden
- Karzinome
Verlauf und Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Um die zu ermitteln, kommen verschiedene diagnostische Verfahren zum Einsatz:
- Magenspiegelung (Gastroskopie)
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Enddarmspiegelung (Rektoskopie)
- Dünndarmspiegelung (Doppelballon-Enteroskopie)
- Videokapsel-Endoskopie
- Ultraschall
- Nuklearmedizinische Verfahren
- Gefäßuntersuchungen (Selektive Arteriographie)
- Blut- und Stuhluntersuchung
Blähungen (Flatulenzen, Darmwinde): ein Magen-Darm-Problem
Selten lebensbedrohlich, oft peinlich und körperlich unangenehm: Blähungen, Flatulenzen, Darmwinde oder volkstümlicher Fürze.
Wenn Luft im Gastrointestinaltrakt zirkuliert, muss sie irgendwann auch wieder raus. Naturgesetz. Sonst droht ein Blähbauch (Meteorismus).
Symptome
Neben den manchmal lauten, manchmal sehr geruchsintensiven Flaten (Plural von Flatus), zeigen vor allem Völlegefühl und Rumoren im Bauch an, dass Luft „im Getriebe“ ist.
Ursache
Die Mehrzahl der Flatulenzen haben keinen ernsthaften Erkrankungshintergrund, sondern sind einfach das Ergebnis falscher oder leicht blähender Nahrungsmittel wie verschiedener Kohlsorten. Reagiert der Magen-Darm-Trakt häufig nach dem Konsum von Milchprodukten mit Blähungen, liegt möglicherweise eine Laktoseintoleranz vor. Auch andere Lebensmittelunverträglichkeiten wie die gegenüber Fruchtzucker (Fruktoseintoleranz oder auch intestinale Fruktosemalabsorption) oder die deutlich seltenere Glutenintoleranz (Zöliakie) kommen als Ursache infrage.
Kommen weitere Magen-Darm-Beschwerden des Gastrointestinaltrakts wie unregelmäßiger Stuhlgang oder Durchfall (Diarrhö) dazu, sollte unbedingt ein Arzt zurate gezogen werden. Eine der häufigsten, pathologischen Ursachen von Flatulenzen ist das Reizdarmsyndrom.
Verlauf und Behandlung
Blähungen sind keine Krankheit, nur ein Symptom. Leichte Fälle am besten im Stillen ausleben. Bei länger anhaltenden Darmwinden mit dem Arzt die Ursache abklären.
Bauch- oder Abdominaltyphus (Typhus abdominalis)
Die letzte nennenswerte Typhus-Epidemie in Deutschland suchte Anfang des 20. Jahrhunderts Gelsenkirchen heim. 3.200 Menschen erkrankten, etwa jeder Zehnte starb.
Aufgrund der dramatisch verbesserten Trinkwasser-Hygiene wird Typhus abdominalis in Deutschland hauptsächlich von Reisenden eingeschleppt. So wurden 2012 in Deutschland 58 Bauchtyphus-Infektionen gemeldet. Weltweit infizieren sich immer noch etwa 11,9 Millionen Menschen jährlich mit dem Bakterium Salmonella Typhi, 129.000 sterben. Darunter viele Kinder. Betroffen sind praktisch nur Entwicklungsländer mit schlechter Hygiene, in denen keine ausreichende Versorgung mit Antibiotika gewährleistet ist.
Symptome
Übersetzt heißt Typhus so viel wie „Dunst“ oder „Nebel“ – infizierte Menschen zeigen schwere neurologische Ausfallserscheinungen. Weitere Symptome:
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Hohes Fieber
- Starke Bauchschmerzen
- Husten
- Breiiger Durchfall
- Dicker, grauweißer Belag auf der Zunge
- Himbeerrote Zungenspitze und -ränder
Ursache
Beim Abdominaltyphus ist die Sache klar: Salmonella Typhi (Langform: Salmonella enterica Serotyp Typhi) heißt der Erreger, der sich besonders effektiv über das Trinkwasser verbreitet, häufig aber auch über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen wird.
Verlauf und Behandlung
Die Inkubationszeit beträgt beim Nervenfieber, wie Typhus früher auch genannt wurde, zwischen 2 und 21 Tage. Ansteckend wird die Krankheit etwa eine Woche nach Ausbruch, wenn die Krankheitserreger über den Stuhl ausgeschieden werden. Diese Ansteckungsgefahr dauert oft Wochen nach Abklingen der Symptome an.
Zwei bis fünf Prozent der mit Typhus infizierten Menschen sind sogenannte Dauerausscheider. Sie scheiden die Salmonellen ihr Leben lang aus, ohne aber selbst daran zu erkranken. Berühmt ist der Fall der irischen Köchin Mary Mallone, die zwischen 1900 und 1915 in New York 78 Menschen mit Typhus infiziert hatte, von den fünf starben. Mallone, später bekannt als „Typhoid Mary“, hatte für sie gekocht. Sie wurde bis zu ihrem Tod 1938 auf der inzwischen unbewohnten Krankenhausinsel North Brother Island im New Yorker East River in Zwangs-Quarantäne gesperrt.
Heute kann Bauchtyphus verlässlich mit Antibiotika behandelt werden. Trotzdem gilt bei allen Reisen in Länder mit schwieriger Hygiene: vor dem Essen – boil it, peel it, cook it, wash it or forget it!
Chronische Magen-Darm-Erkrankungen
Symptome, Ursachen, Krankheitsverläufe und Behandlungen
Chronische Magen-Darm-Erkrankungen sind langfristige Erkrankungen, die oft einen signifikanten Einfluss auf das tägliche Leben haben. Diese Erkrankungen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. genetische Veranlagung, Autoimmunerkrankungen, chronische Entzündungen, Infektionen oder eine ungesunde Lebensweise. Die Symptome von chronischen Magen-Darm-Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein und reichen von chronischem Durchfall und Verstopfung hin zu Schmerzen, Blutungen und Gewichtsverlust im Magen-Darm-Trakt.
Chronische Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder das Reizdarmsyndrom können die Lebensqualität der betroffenen Personen erheblich beeinträchtigen und zu körperlichen und psychischen Beschwerden führen. Personen, die an einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung leiden, benötigen oft eine langfristige und individuelle Behandlung, um ihre Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
Eine genaue Diagnose ist wichtig, um die Art und den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen und eine geeignete Behandlung zu planen. Diese kann von Medikamenten, Ernährungsumstellungen hin zu operativen Eingriffen reichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Patienten und dem Arzt oder anderen medizinischen Fachkräften ist entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und das beste Ergebnis für den Patienten zu erzielen.
Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
Die Magenschleimhaut ist hart im Nehmen. Täglich muss sie dem harten Säure-Cocktail strotzen. Wird sie allerdings beschädigt, fällt der Schutz weg. Eine Gastritis droht.
In selteneren Fällen ist es so, dass zu wenig Magensäure produziert wird.
Symptome
Die Symptome sind meist unspezifisch und treten bei einer chronischen Gastritis schleichend auf:
- Schmerzen im Oberbauch
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Sodbrennen
- Völlegefühl
- Aufstoßen
- Mundgeruch
Ursache
Die Medizin unterscheidet anhand der Ursachen zwischen drei Haupttypen der Gastritis:
1. Die Gastritis A ist eine autoimmune und chronische Magenschleimhautentzündung. Wie bei allen Autoimmunkrankheiten richtet sich der Körper selbst gegen seine eigenen Strukturen. Bei der Typ-A-Gastritis trifft es die Magensäure produzierenden Belegzellen. Diese Form der Magenschleimhautentzündung ist mit einem Anteil von fünf Prozent die seltenste.
2. Die Gastritis B wird fast immer durch den Magenkeim Helicobacter pylori (H. pylori) verursacht. Seltener ist Helicobacter heilmannii verantwortlich. H. pylori kann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Helicobacter heilmannii springt von Katzen und Hunden auf Menschen. Um der Magensäure zu entgehen, nisten sie sich in den Falten der Magenwand ein. Die Typ-B-Gastritis ist mit 80 Prozent die am häufigsten vorkommende Variante.
3. Die Gastritis C entsteht aufgrund einer chemischen Reizung des Magens. Dazu gehören oft Schmerzmittel wie Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS), Ibuprofen oder Diclofenac. Übermäßiger Alkoholkonsum kann den gleichen Effekt haben. Die Typ-C-Gastritis hat einen Anteil von ca. 15 Prozent.
Verlauf und Behandlung
Die chronische Gastritis entwickelt sich langsam und kann gefühlt aus dem Nichts kommen. Etwa die Hälfte der Menschheit ist mit Helicobacter pylori besiedelt. In den meisten Fällen bleibt die Koexistenz zwischen Magen und Bakterium folgenlos. Kommen aber andere Risikofaktoren wie Medikamente dazu, kann das Gleichgewicht aus den Fugen geraten.
Ist die Magenschleimhautentzündung bakteriell induziert, können Antibiotika helfen. Zusätzlich – und in allen anderen Fällen – ist eine Umstellung der Ernährung auf Schonkost und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin zumindest temporär angeraten. Unbehandelt kann eine Gastritis Folgeerkrankungen wie Magenkrebs hervorrufen.
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre (Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni)
Wenn der Arzt Ulkus sagt, meint er Geschwür. Gastroduodenale Ulkuskrankheiten sind also Geschwüre in Magen und Zwölffingerdarm. Sie gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.
Symptome
Wichtigstes klinisches Symptom ist ein ausgeprägter Schmerz im Oberbauch. Oft begleitet von Völlegefühl, Übelkeit, blutigem Stuhl und Blähungen.
Beim Ulcus ventriculi, dem Magengeschwür, stellen sich die Magen-Darm-Beschwerden größtenteils unmittelbar nach dem Essen ein. Beim Ulcus duodeni, dem Duodenalgeschwür im Zwölffingerdarm kommen die Beschwerden dagegen typischerweise nachts im nüchternen Zustand.
Ursache
Ein gastroduodenales Ulkus ist fast immer eine Folgekrankheit inflammatorischer Prozesse, die die Schleimhaut schädigen. Entzündungen, ausgelöst zum Beispiel durch das Bakterium Helicobacter pylori (H. pylori) oder bestimmte entzündungshemmende Medikamente, sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Aspirin, verschiedene Antidepressiva, aber auch Rauchen, Alkohol und akuter Stress.
Verlauf und Behandlung
Der Durchbruch des Geschwürs durch die gesamte Magen- oder Darmwand, die Perforation, gehört zu den möglichen Komplikationen von Magen- und Darmgeschwüren. Damit verbunden können auch gefährliche Blutungen sein.
Die Diagnostik von gastroduodenalen Geschwüren erfolgt meistens über eine Endoskopie (Oesophago-Gastro-Duodenoskopie oder kurz ÖGD), bei der mehrere Biopsien entnommen werden, um zum Beispiel einen Befall mit Helicobacter pylori nachzuweisen und ein Karzinom auszuschließen.
Gastroduodenale Ulzera (Mehrzahl von Ulkus) können inzwischen sehr effizient mit Medikamenten behandelt werden. Bei einem Befall mit H. pylori werden in der Regel über einen Zeitraum von sieben Tagen Antibiotika und Magensäureblocker als Magenschutz verordnet. Sind Medikamente die Ursache fürs Geschwür, müssen diese – wenn möglich – sofort abgesetzt werden. Bei Blutungen oder Perforationen kann eine chirurgische Intervention erforderlich werden.
Magen-Darm-Erkrankung Morbus Crohn
Vom Mund bis zum After: Morbus Crohn, benannt nach dem Entdecker, dem US-amerikanischen Magen- und Darmspezialisten Dr. Burrill Bernard Crohn (1884–1983), ist nicht wählerisch bei der Wahl des Organs. Betroffen sind aber meistens der untere Dünndarm mit dem Übergang zum Dickdarm. Im Gegensatz zu einer Colitis ulcerosa (Dickdarmentzündung) sind alle Schichten der Darmwand entzündet. Völlig unbehandelt, drohen lebensbedrohliche Komplikationen.
Symptome
- Langanhaltende Bauchschmerzen
- Dünnflüssiger Stuhl
- Blähungen
- Fieberschübe
- Übelkeit mit Erbrechen
Ursache
Völlig unklar. Sicher scheint: Es kann eine erbliche Komponente geben. Mehr als 70 Gene stehen in Verdacht, Einfluss auf die Erkrankung mit Morbus Crohn zu haben. Hygienische Faktoren können ebenso von Belang sein, wie Umweltfaktoren.
Relativ offenkundig scheint Nikotin ein Risiko darzustellen. Raucher erkranken doppelt so oft an Morbus Crohn wie Nichtraucher.
Verlauf und Behandlung
Weil der Körper wegen der Durchfälle nur noch bedingt Flüssigkeit aufnimmt und speichert, drohen Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit.
Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf verdicken sich die Darmwände. Dabei können lebensbedrohliche Stenosen oder Darmverengungen entstehen, die zwingend operativ aufgelöst werden müssen.
Morbus Crohn ist nicht heilbar. Medikamente können deswegen nur Linderung verschaffen und ein Verlangsamen der schubweisen Ausweitung der Krankheit bewirken. Zu den wichtigsten Medikamenten gegen Morbus Crohn gehören unter anderem:
- Glukokortikosteroide
- Immunsuppressiva
- Antikörper gegen den Entzündungsstoff Tumornekrosefaktor
Im Idealfall gelingt es, die Ruhephase oder Remission signifikant zu verlängern.
Reflux und Sodbrennen (Gastroösophageale Refluxkrankheit, kurz GERD)
Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit fließt Magensäure vom Magen (Gaster) zurück in die Speiseröhre (Ösophagus) zurück. Dort verursacht der Verdauungssaft Entzündungen und Schmerzen, die in den Brustkorb ausstrahlen. Die Magensäure kann bis in den Rachen und in den Mund (Regurgitation) geraten, der aber – wie die Speiseröhre und anders als der Magen – gegen die Säureattacke nicht gewappnet ist. Besonders schlimm ist es oft im Liegen.
Symptome
Sodbrennen mit zum Teil heftigen Schmerzen hinter dem Brustbein ist das wichtigste Symptom der Refluxkrankheit. Andere Symptome:
- Heftiges Aufstoßen
- Halsschmerzen
- Heiserkeit
- Husten
- Globusgefühl oder Kloß im Hals
- Keuchender Atem, wenn kleine Mengen Mageninhalt in die Lunge geraten
- Schluckstörung (Dysphagie)
Die Refluxkrankheit ist weitverbreitet. Etwa 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind betroffen. Auch Kleinkinder kann es erwischen, manche direkt nach der Geburt.
Ursache
Warum der Schließmuskel an der unteren Speiseröhre den Magen nicht mehr vollständig abdichtet, ist nicht vollständig geklärt. Es gibt allerdings verschiedene Faktoren, die den Magen anreizen, vermehrt Magensäure zu produzieren, und eine Erschlaffung des Ösophagussphinkters verursachen:
- Gewichtszunahme
- Fetthaltige Speisen
- Koffein- und kohlensäurehaltige Getränke
- Alkohol
- Nikotin
- Arzneimittel
Verlauf und Behandlung
Eine chronische Refluxkrankheit kann schwere Folgekomplikationen induzieren:
- Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)
- Geschwüre in der Speiseröhre (erosive Ösophagitis)
- Verengung der Speiseröhre (ösophageale Striktur)
- Speiseröhrenkrebs durch fehlgebildete und entartete Zellen in der Speiseröhre
Eine Änderung des Lebensstils und der Ernährung bringt oft schon eine spürbare Linderung der Symptome bei der Refluxerkrankung. 90 Prozent der Patienten kann mit Medikamenten geholfen werden. Nur in besonders schweren Fällen muss operiert werden.
Reizdarm-Syndrom (Colon irritabile)
Das Reizdarm-Syndrom (RDS) beschreibt eine Funktionsstörung des Darms, für die sich mit konventionellen Untersuchungsmethoden oft keine eindeutige Ursache finden lässt. Weil es in den ärztlichen Leitlinien nur drei sehr dehnbare Beschreibungen gibt, wann ein RDS vorliegt, ist es schwer zu schätzen, wie viel Prozent der Bevölkerung unter einem gereizten Darm leiden:
- Beschwerden halten länger als drei Monate an
- Relevante Beeinträchtigung der Lebensqualität
- Fehlen einer anderen Erkrankung, die die Symptome erklären könnte
Symptome
Die Symptome, die ein Reizdarm-Syndrom auslösen kann, sind unspezifisch:
- Durchfall
- Verstopfungen
- Übelkeit und Unwohlsein
- Blähungen und Blähbauch
- Darm fühlt sich nicht vollständig entleert an
- Schmerzen und Druckgefühl im Unterbauch
- Häufiger Stuhldrang
- Veränderte Stuhlkonsistenz (wässrig-breiig oder hart)
- Schleim auf dem Stuhl
- Rückenschmerzen und Gelenkbeschwerden
- Müdigkeit und Schlafstörungen
- Angststörungen und depressive Verstimmungen
Je nach Art der Symptome werden Reizdarm-Patienten in vier Kategorien aufgeteilt:
- Durchfalltyp
- Verstopfungstyp
- Schmerztyp
- Blähungstyp
Schwierig bei der Diagnose eines RDS: verschiedene Krankheiten können ähnliche Symptome haben, zum Beispiel:
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktose-, Fruktose- und Glutenintoleranz
- Sorbit-Unverträglichkeit bei Pflaumen, Birnen und Apfelsaft
- Chronische Entzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Divertikel und Darmpolypen
- Erkrankungen von Leber (Fettleber), Gallenblase (Gallensteine) und Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
Ursache
Vermutlich ist bei einem Reizdarm-Syndrom die natürliche Darmbewegung (Darmperistaltik) gestört – der Nahrungsbrei kann nicht optimal transportiert werden. Möglicherweise gibt das Nervensystem der Darmmuskulatur, das die Darmperistaltik steuernde Bauchhirn, fehlerhafte Anweisungen. Folge: Die Muskeln ziehen sich zu schnell, zu langsam oder im falschen Moment zusammen. Wird der Nahrungsbrei zu schnell transportiert, kann ihm nicht genug Wasser entzogen werden. Es kommt zu Durchfall.
Mögliche alternative Ursache: eine unnatürlich starke Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut). Bei einer gesunden Darmschleimhaut sind die Zellen über eine Haftbrücke (Tight Junction) eng miteinander verbunden. Ist diese Verbindung lückenhaft, können Fremdstoffe und pathologische Keime die Schleimhaut schädigen.
Verlauf und Behandlung
Schlecht verarbeiteter Stress und wenig körperliche Bewegung gelten als Verstärker für Reizdarm-Symptome. Deswegen ist es immer sinnvoll, Lebenssituationen und Lifestyle zu modifizieren und gleichzeitig die Ernährung umzustellen. Sowohl klassische Medikamente, als auch Phytopharmaka auf pflanzlicher Basis und bewährte Hausmittel können Reizdarm-Symptome signifikant verbessern. Unterschieden wird zwischen:
- Krampflösende Mittel zur Entspannung der Darmmuskulatur
- Mittel, die abführend wirken und Verstopfungen lösen, sogenannte Laxantien
- Gleitmittel wie Glyzerinzäpfchen, die den Stuhl geschmeidiger machen
- Stimulierende (hydragoge) Mittel wie Rizinus oder Aloe führen wie Makrogol und Natriumpicosulfat dazu, dass mehr Wasser in den Darm strömt
- Osmotisch wirkende (salinische) Abführmittel, zu denen Glauber- oder Bittersalz gehören
- Gegen Durchfall haben sich neben Medikamenten natürliche Antidiarrhoika wie zum Beispiel Flohsamen bewährt. Sie binden das Wasser im Darm
- Bei Blähungen wirken Stoffe wie Trospiumchlorid, Mebeverin oder Butylscopolamin. Natürliche Alternativen sind Kümmel oder Fenchel
- Eine möglicherweise gestörte Darmflora kann sich günstig mit Probiotika beeinflussen lassen
Die erfolgreiche Therapie eines Reizdarm-Syndroms erfordert vom Patienten immer eine aktive Teilnahme und genaue Beobachtung der körperlichen Symptome.
Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) und Glutensensivität des Magen-Darm-Trakts
Die Glutenunverträglichkeit, Zöliakie, einheimische Sprue oder glutensensitive Enteropathie ist so ein wenig das Sorgenkind unter den Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Sie steht in dem Ruf, oft nur vorgeschoben zu werden, weil es gerade zum Zeitgeist passe, mit Bauchgrimmen auf bestimmte Getreideprodukte zu reagieren. Tatsächlich ist eine echte Glutenintoleranz in Form einer Zöliakie eine lebensverändernde Erkrankung und betrifft in Deutschland etwa einen von hundert Menschen. Tendenz steigend. Bei leichteren Fällen sprechen Mediziner deswegen korrekter von einer Glutensensivität.
Symptome
Die Zöliakie gilt als „Chamäleon der Medizin“, eine Krankheit mit vielen Gesichtern:
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Fettige Stühle
- Bauchschmerzen
- Hautveränderungen (Dermatitis herpetiformis Duhring)
- Aphten im Mund
- Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto-Thyreoiditis)
- Blutarmut
- Rheumatische Erkrankungen
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Knochenerweichung (Osteomalazie)
- Unfruchtbarkeit
- Müdigkeit
- Gelenkschmerzen
Ursache
Gluten ist ein in vielen Getreidesorten (unter anderem Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Einkorn, Emmer, Grünkern, Kamut, Triticale) vorhandenes Klebereiweiß. Beim Backen hat es nützliche Eigenschaften. Wird das Gluten nicht vollständig im Magen und oberen Dünndarm verdaut, nisten sich unverdaute Glutenbruchstücke, sogenannte Glutenpeptide in der Schleimhaut des Dünndarms ein. In der Folge entzündet sich die Schleimhaut. Eine genetische Prädisposition erhöht das Erkrankungsrisiko um das Dreifache.
Verlauf und Behandlung
Eine Glutenintoleranz kann sich schon bei Säuglingen bemerkbar machen. Oft wird sie aber auch erst im Erwachsenenalter, meistens zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr, symptomatisch.
Die einzige Möglichkeit, eine Zöliakie zu behandeln, ist ein konsequenter Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel.
Fruktoseintoleranz des Magen-Darm-Trakts (Fruktose-Malabsorption)
Fruktoseintoleranz (manchmal auch Fructoseintoleranz), also die Unverträglichkeit von Fruchtzucker, ist eigentlich keine Unverträglichkeit, sondern eine Fruktose-Malabsorption oder intestinale Fruktoseintoleranz. Heißt, der Körper kann den zugeführten Fruchtzucker nicht vollständig aufnehmen. Nur in seltenen Fällen kann der Körper überhaupt keine Fruktose abbauen. Diese angeborene (hereditäre) Fruktoseintoleranz kann schon im Säuglingsalter auftreten. Insgesamt betroffen sind etwa 10 bis 25 Prozent der Deutschen.
Symptome
Die häufigsten Magen-Darm-Beschwerden, die bei einer Fruktose-Malabsorption auftreten, sind Blähungen und Durchfall. Beides ist belastend, aber nicht gefährlich. Anders die erbliche Fruktoseintoleranz: Bei ihr kann der Verzehr von Fruktose neben Übelkeit und Erbrechen, auch zu neurologischen Ausfällen, Schweißausbrüchen und Krampfanfällen führen. Langfristig können auch die Leber und die Nieren geschädigt werden.
Ursache
Fruktose muss vom Verdauungstrakt nicht zerlegt werden, sondern kann direkt über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen werden. Dorthin muss sie allerdings transportiert werden – und das ist das Problem. Die für den Transport zuständigen Membranproteine, Glukosetransporter 5 oder GLUT 5, sind defekt. Deswegen kann nicht der ganze Fruchtzucker aufgenommen werden und gelangt in den Dickdarm, wo er von Bakterien unter anderem zu Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid vergoren wird. Sorbit blockiert GLUT-5, deswegen ist in der Regel auch ein Verzicht auf Zuckeralkohole angezeigt.
Bei Fruktose-Malabsorption liegt ein Defekt in diesem Transporter vor. Dadurch ist die Aufnahme von Fruchtzucker aus dem Darm eingeschränkt. Von einer gestörten Aufnahmefähigkeit sprechen Mediziner, wenn weniger als 25 Gramm Fruchtzucker in einer Mahlzeit verarbeitet werden können.
Bei einer akuten Magen-Darm-Entzündung kann diese Störung temporär auftreten. Sie kann aber auch angeboren sein oder als Komorbidität, also Begleiterkrankung von zum Beispiel Morbus Crohn symptomatisch werden.
Verlauf und Behandlung
„Die Fruktose-Malabsorption ist nur unangenehm, nicht gefährlich“, sagt Professor Dr. Joachim Labenz, Direktor der Inneren Medizin am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Es gibt nur eine Behandlungsoption: Entweder ganz auf Fruchtzucker verzichten oder eine Fruktose-Diät beginnen.
Liegt nur eine Fruktose-Malabsorption vor, rät der Experte von Radikalkuren ab: „Manche sagen, man sollte erst mal für 14 Tage gar keine Fruktose zu sich nehmen, aber das halte ich für falsch, weil der Körper dann die Produktion des Transporters gänzlich einstellt.“ Labenz empfiehlt stattdessen, über einen Zeitraum zwei bis vier Wochen weniger als zehn Gramm Fruktose pro Tag zu sich zu nehmen.
Achtung: Auch wenn der Name es anders vermuten lässt, Fruchtzucker findet sich nicht nur in Obst, sondern auch in Gemüse, Bier und Süßigkeiten.
Laktoseintoleranz des Magen-Darm-Trakts (Milchzucker-Unverträglichkeit)
Laktose ist ein Zweifachzucker, der ausschließlich in der Muttermilch von Säugetieren vorkommt. Menschliche Muttermilch enthält dabei deutlich mehr Laktose als Kuhmilch. Um ihn zu verarbeiten, muss er zunächst in seine Bestandteile Glukose und Galaktose zerlegt werden. Das übernimmt das Enzym Lactase (manchmal auch Laktase). Fehlt es oder wird in nicht ausreichender Menge von den Schleimzellen im Dünndarm produziert, rauscht der Milchzucker weiter in den Dickdarm, wo er allerdings nichts verloren hat.
Symptome
Die Reaktion nach einer unverdaubar großen Portion Laktose lässt meistens nicht lange auf sich warten:
- Blähbauch
- Völlegefühl
- Flatulenzen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Darmgeräusche
- Durchfall
Ursache
Das Fehlen des Enzyms Lactase kann von der Genetik abhängen (und heißt dann neonataler Lactasemangel), ist aber auch ein Entwicklungsprozess. Wird ein Baby abgestillt, drosselt der Körper die Lactase-Produktion oder stellt sie im Laufe der Jahre ganz ein. Die Mehrheit der erwachsenen Afrikaner und Asiaten ist laktoseintolerant. In Nordeuropa gibt es relativ wenige Betroffene.
Wird der Lactasemangel im Laufe des Lebens dagegen erlernt, spricht man von einem sekundären Laktosemangel. Mögliche Verursacher eines erworbenen Laktosemangels:
- Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
- Morbus Crohn und andere chronisch-entzündlich verlaufende Darmerkrankungen
- Magen-Darm-Infektion
- Nahrungsmittelallergien
- Operative Eingriffe
Verlauf und Behandlung
Babys mit angeborenem Lactasemangel reagieren schon wenige Tage nach dem ersten Stillen mit anhaltendem Durchfall und dürfen dann nicht weiter gestillt werden. Einzige Therapie-Option: lebenslanger Verzicht auf Milchzucker.
Kann Laktose dagegen nur vermindert gespalten werden, hilft unter Umständen auch eine laktosearme Ernährung. Stehen eine unverzichtbare französische Käseplatte oder ein einladendes Sahnetorten-Büfett auf dem Programm, kann ein Lactase-Präparat Magen-Darm-Beschwerden vorbeugen. Die sekundäre Laktoseintoleranz ist dagegen heilbar – vorausgesetzt die ihr zugrunde liegende Magen-Darm-Erkrankung wird erfolgreich therapiert.