Menschliches Verdauungssystem: Anatomie, Funktionen und Einfluss auf die Gesundheit

Geschrieben von: Lea

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Das Verdauungssystem ist ein komplexes System, das aus verschiedenen Organen besteht, die alle miteinander zusammenarbeiten, um die Nahrung aufzunehmen, zu verdauen und die Nährstoffe dem Körper zur Verfügung zu stellen. Neben dem Magen und Darm spielen auch die Speiseröhre, die Leber mit Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle im Verdauungssystem des Menschen. Jedes dieser Organe hat eine spezifische Aufgabe, die es zu erfüllen gilt, um den Verdauungsprozess erfolgreich abzuschließen. In diesem Ratgeber erfahren Sie mehr über die Anatomie und Funktionen des Verdauungssystems.

Der Magen-Darm-Trakt: Ein komplexes System

Der Magen-Darm-Trakt ist das größte innere Organ des menschlichen Körpers und umfasst eine Vielzahl von Organen und Strukturen. Vom Mund bis zum After zieht sich der Verdauungstrakt durch unseren Körper und erfüllt dabei wichtige Funktionen: die Aufnahme, Verdauung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Der Magen-Darm-Trakt ist nämlich nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern auch für die Aufnahme von Nährstoffen und die Ausscheidung von Abfallprodukten. 

 

Eine gesunde Verdauung ist daher von großer Bedeutung für unser allgemeines Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Es gibt viele Faktoren, die die Gesundheit des Verdauungstrakts beeinflussen, wie beispielsweise unsere Ernährung, Bewegung, Stress und auch genetische Faktoren.

Ausschnitt aus dem Bild einer jungen multiethnischen Frau, die ihren Bauch mit den Händen umschließt

Einblicke in die Anatomie des Verdauungssystems

Um die Funktionsweise des Verdauungssystems besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Anatomie des Darms genauer zu betrachten. Der Darm besteht aus verschiedenen Abschnitten, die jeweils eine spezifische Funktion haben und eng miteinander verbunden sind:

  • Dünndarm (bestehend aus: Duodenum,Jejunum,Ileum),

  • zwischen Dünn- und Dickdarm (genaugenommen schon ein Teil des Dickdarms) = Blinddarm mit Wurmforstsatz,

  • Dickdarm (bzw. Colon hier unterteilt in: aufsteigend, querverlaufend, absteigend und Krummdarm),

  • Mastdarm

Zusammen sind das die wichtigsten Organe des menschlichen Verdauungssystems, des Gastrointestinaltrakts.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration

Lernen Sie Ihr Verdauungssystem kennen!

Von der Speiseröhre bis zur Gallenblase: Lernen Sie die einzelnen Stationen kennen, die Ihre Nahrung auf der Reise durch den Körper passiert. Erfahren Sie mehr über die Funktionen und Bedeutung jedes dieser Organe für einen gesunden Verdauungsprozess:

Speiseröhre (Ösophagus)

Einen Kopfstand machen und dabei essen, ist möglich, aber unbequem. Der zwischen Rachen und Magen befindliche Schlauch – medizinisch Ösophagus, altdeutsch Schluckdarm – ist eben nicht nur ein Müllschlucker, sondern ein platzsparendes Werkzeug des Verdauungstrakts mit ausgeklügelter Technologie. Wird die Speiseröhre nicht gebraucht, liegen die Innenwände fast vollständig aneinander. Kommt Nahrung, kann sich der Ösophagus bis zu vier Zentimeter dehnen und so größere Bissen transportieren. Zwei Schließmuskel am oberen und unteren Ende der Speiseröhre, die Ösophagussphinkter, öffnen sich, um Nahrung hinein- oder herauszulassen – im Idealfall nur in eine Richtung. Der Ösophagus-Schleim sorgt dafür, dass die zerkaute Nahrung flutscht, wenn sie von der ringförmigen Muskulatur nach unten gedrückt wird.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration mit Speiseröhre

Magen (Gaster)

Anatomisch betrachtet ist der Magen – auch Gaster oder Ventriculus – ein Ventrikel, eine Hohlkammer oder eine gewaltige Aussackung zwischen der Speiseröhre und dem Zwölffingerdarm. 

Der Magen ist auch der Produktionsort für den sogenannten Intrinsic factor, erst dieser ermöglicht eine effiziente Resorption von Vitamin B12. Aus diesem Grund kann es für Menschen mit Vorerkrankungen oder bariatrischen Operationen unter Umständen Sinn machen Vitamin B12 zusätzlich zu ergänzen.

Der Magen eines Neugeborenen fasst zwischen 20 und 30 Kubikzentimeter, der eines Erwachsenen ungefähr 2,5 Liter. Wer ständig große Portionen isst, kommt im Laufe der Jahre auf deutlich mehr Fassungsvermögen. Was im Magen landet und verdaut werden muss, wird vom Magensaft mit hohem Salzsäure-Anteil eingeweicht und zersetzt. Zwei Liter dieses aggressiven Cocktails werden jeden Tag produziert. Damit ein hungriger Magen sich nicht selbst verdaut, schützt die Magenschleimhaut die Innenwände wie eine wasserabweisende Tapete. Was der Magen nicht mehr verwerten kann, drücken die Muskeln zum Pförtner, medizinisch Pylorus. Dort öffnet sich der Magenschließmuskel. Weiter geht’s zur Nährstoffaufnahme in den Zwölffingerdarm.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration mit Magen und Darm

Dünndarm (Intestinum tenue)

Mit einer Länge von fünf bis sechs Metern ist der Intestinum tenue das längste Teilstück des Magen-Darm-Trakts. Was der Magen nicht aus der Verdauung resorbieren konnte, macht der Dünndarm, der in drei Bereiche unterteilt ist:

Die fünf Bereiche unseres Dünndarms

Zwölffingerdarm (Duodenum)

Nach der Radikalkur im Magen kommen im zwischen 25 und 30 Zentimeter langen Duodenum spezialisiertere Verdauungssäfte zum Einsatz. Sekrete, die in der Bauchspeicheldrüse, der Leber und den Brunner-Drüsen (Duodenaldrüsen) produziert werden, stoßen im Zwölffingerdarm zum Verdauungsprozess. 

Die in der Leber produzierten Verdauungssäfte werden in der Gallenblase gespeichert und nach Bedarf abgegeben. Die Tätigkeit der Blase kann durch verschiedenste Bitterstoffe angeregt werden u.a.: Artischocke, Kurkuma oder Mariendistel. Aus diesem Grund finden Sie in vielen traditionellen Arzneimitteln zur Verdauungsförderung Einsatz.

Die Sekrete der Bauchspeicheldrüse und die aus den Duodenaldrüsen enthalten außerdem Bicarbonat, das gleich im ersten Teil des Dünndarms den pH-Wert erhöht, sodass der Nahrungsbrei (Chymus) weniger sauer ist.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration mit Zwölffingerdarm

Leerdarm (Jejunum)

Das Mittelstück des Dünndarms, medizinisch Jejunum, kommt auf eine Gesamtlänge von 2 bis 2,5 Meter und ist damit das längste Teilstück des Dünndarms. Die etwas ungewöhnliche deutsche Bezeichnung ist ein Hinweis darauf, dass der Leerdarm von Verstorbenen fast immer leer ist.

 

Im Regelbetrieb ist der Leerdarm ein wichtiger Teil der Nährstoffernte, der Resorption wichtiger enzymatischer Spaltprodukte wie Einfachzucker, Fett- und Aminosäuren, Wasser, Vitamine und Elektrolyte (Salze) ins Blut. Gleichzeitig unterteilt der Leerdarm den Darminhalt in kleinere Portionen und durchmischt den Chymus immer wieder, damit es einen gleichmäßigen Kontakt mit den Verdauungssäften gibt.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration mit Leerdarm

Krummdarm (Ileum)

Dem letzten Teilstück des Dünndarms, dem Krummdarm, steht allerdings nicht so viel Oberfläche in Form von Schleimhautfalten zur Verfügung, wie sie sich im Jejunum finden. Macht aber nichts, denn so viel Nahrhaftes ist in diesem Stadium der Verdauung nicht mehr aus dem Nahrungsbrei herauszuholen. Stattdessen verfügt der Krummdarm über Lymphfollikel, die mit der Nahrung aufgenommene Keime abtöten sollen. Die vorher eingeleitete und von der Leber produzierte Gallensäure wird auf den letzten Zentimetern, dem terminalen Ileum entzogen und recycelt. 

Die Medizin spricht vom enterohepatischen Kreislauf. 

 

Auch Cobalamin (Vitamin B12) kann erst im terminalen Krummdarm aus der Nahrung gefiltert werden.

Innere Organe: anatomische 3D-Illustration mit Krummdarm

Dickdarm (Intestinum crassum)

Das Intestinum crassum windet sich wie ein Rahmen um die freischwingenden Schlaufen des Dünndarms. Mit Verdauung im klassischen Sinne hat der letzte Teil des Darms nichts zu tun. Er reduziert den Wassergehalt der Nahrungsreste von einem Liter auf etwa 100 bis 200 Milliliter. Gleichzeitig rettet er fast alle Elektrolyte wie Chlorid, Kalium und Natrium vor dem Stuhlgang und transferiert sie in den Blutkreislauf. 

 

Der Dickdarm ist bevölkert von unzähligen Mikroorganismen (Bakterien, Einzeller und Viren) – die sogenannte Darmflora. Sie helfen dabei, schwer verdauliche Stoffe wie Zellulose zu zerlegen. Diese Ballaststoffe könnte der menschliche Körper ohne fremde Hilfe nicht verarbeiten.

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Blinddarm (Caecum) und Wurmfortsatz (Appendix)

Im Caecum oder Coecum (eingedeutscht Zäkum oder Zökum) beginnt der keimreiche Teil des Verdauungssystems. Deswegen ist der Blinddarm durch die Bauhin-Klappe (Ileozäkalklappe) vom Ileum getrennt. Sie funktioniert wie ein Ventil, wenn sich der Blinddarm dehnt, und verhindert, dass Keime in den Dünndarm gelangen.

Zusammen mit dem Wurmfortsatz genannten Appendix spielt der Blinddarm eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Gleichzeitig – so eine These – könnte er bei Darmerkrankungen wie Durchfall, bei denen Teile des Mikrobioms einfach ausgespült werden, ein Reservoir für eine Neubesiedlung vorhalten.

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Grimmdarm (Kolon)

Das Kolon (Colon) nimmt den weitaus größten Teil des Dickdarms ein. Es besteht aus dem vom Blinddarm aufsteigenden Ast Colon ascendens. Waagerecht folgt der Colon transversum oder Querkolon oder auch Querdickdarm. Hinunter zur Sigma-Schlinge (Colon sigmoideum) oder kurz Sigma geht es durch den Colon descendens. Dann beginnt auch schon der Mastdarm.

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Enddarm / Mastdarm (Rektum)

Das Rektum (Rectum) dient dem Menschen als Kotspeicher.

Verschlossen vom Analsphinkter, dem Schließmuskel, kann der Enddarm etwa bis zu 20 Stunden als Speicher fungieren.

Danach wird’s eng im etwa 12 bis 15 Zentimeter langen Endstück des Dickdarms.

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Leber

1,4 Liter Blut pro Minute, 2.000 Liter am Tag. Der normale Durchlauf einer menschlichen Leber. Sie ist nicht nur das zentrale Organ des Stoffwechsels, sondern auch die größte Drüse im Körper von Wirbeltieren. Etwa 300 Milliarden Hepatozyten, das sind Leberzellen, die 80 Prozent der Lebermasse ausmachen, filtern und entgiften das Blut. Nährstoffreiches Blut, dass die Pfortader an den Verdauungsorganen (Magen, Dünndarm, Dickdarm) eingesammelt hat. Benötigt der Körper bestimmte Nährstoffe, werden sie von der Leber in den Blutkreislauf gespeist. Nichtharnpflichtige Substanzen werden wie Giftstoffe entfernt und zur Entsorgung weitergereicht. Alle anderen Substanzen werden über die Nieren ausgeschieden.

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Gallenblase

Die Gallenblase (manchmal auch Vesica biliaris) ist gewissermaßen die Assistentin der Leber und liegt eingebettet unter ihren Lappen. In der Gallenblase kann die in der Leber produzierte Gallensäure auf Vorrat zwischengelagert und zum Konzentrat verdickt werden. Das ist praktisch, wenn man wie unsere Steinzeitvorfahren ein Mammut erlegt hat und der Körper beim Jagen jede Menge Fett verbrannt hat. Denn aufgenommene Fette werden mithilfe der Gallenflüssigkeit emulgiert, in Chylomikronen verpackt und so verstoffwechselt. Für den normalen Tagesbedarf in der Steinzeit – bei gesunder Ernährung auch in der Gegenwart – reicht der eine Liter Gallensäure, den die Leber täglich herstellt und direkt in das Duodenum leitet. Weil sie eigentlich nur als Notspeicher benötigt wird, gilt die Gallenblase in der Medizin heute als verzichtbar. Macht sie z. B. mit Gallensteinen oder wegen einer Entzündung (Cholezystitis) Probleme, kommt sie raus.

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So können sie Arbeit des Magen-Darm-Trakts unterstützen

Ein gesunder Verdauungstrakt ist für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit von großer Bedeutung. 

Um die Funktion des Magen-Darm-Trakts zu unterstützen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die man ergreifen kann, wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Einnahme von probiotischen und präbiotischen Nahrungsergänzungsmitteln. 

Falls Sie spezielle Produkte für Ihre Verdauung benötigen, schauen Sie gerne in unserem Online-Shop vorbei und entdecken Sie unsere Auswahl an Magen- und Darm-Produkten.

Gedeckter Tisch mit Nahrungsmitteln für ein gesundes Verdauungssystem
Ein Bild von unserer Autorin Lea

Lea

Lea ist eine Autorin für ascopharm, die mit ihrer fundierten Expertise in Gesundheit und Wellness die Leser auf ihre individuelle Reise zu mehr Wohlbefinden führt. Ihre inspirierenden Ratgeber und Artikel zeichnen sich durch wissenschaftlich fundierte, verständliche Informationen aus und unterstützen Menschen dabei, einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil zu pflegen.